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Azubi- und Jugendwohnen für Berufsschulen in Deutschland

01.03.2024

Sehr geehrter Herr Bundesminister,
auf der Internationalen Handwerksmesse diesen Mittwoch in München haben Sie Mobilität und bezahlbaren Wohnraum als wichtige Kriterien für attraktive Ausbildungsangebote genannt. Sie schlagen zudem vor, Unterkunftsmöglichkeiten für Auszubildende zum Beispiel an Berufsschulen zu etablieren. Dieser Vorschlag freut uns sehr – zeigt uns aber auch, dass unser Angebot des Azubi- und Jugendwohnens bei politischen Entscheider*innen oft unbekannt ist. Viele unserer Einrichtungen des Azubi- und Jugendwohnens pflegen gerade mit Berufsschulen enge Kooperationen und gewährleisten die bezahlbare Unterbringung der Auszubildenden.


Bundesweit bietet das sozialpädagogisch begleitete Azubi- und Jugendwohnen in rund 500 Häusern bezahlbaren Wohnraum an. Es fördert Mobilität am Ausbildungsmarkt, bringt Auszubildende und Ausbildungsbetriebe zusammen und macht somit für junge Menschen den Abschluss eines Ausbildungsvertrages attraktiver. Die einzelnen Häuser sind hinsichtlich ihrer Belegung heterogen aufgestellt, auch die Finanzierung eines Wohnheimplatzes ist auf unterschiedliche Weise möglich: Im dualen Ausbildungssystem werden die Auszubildenden über die Berufsausbildungsbeihilfe unterstützt, in vielen Bundesländern werden Wohnheimplätze für Berufsschüler*innen durch pauschale Zuschüsse mitfinanziert. Auch über die Jugendhilfe können – insbesondere minderjährige Schüler*innen und Auszubildende in besonderen Lebenslagen – Zugang zum Jugendwohnen finden. Klar ist jedoch: jeder Platz im sozialpädagogisch begleiten Azubi- und Jugendwohnen steht im Kontext schulischer oder beruflicher Ausbildung.


Das sozialpädagogische Angebot der gemeinnützigen Häuser unterstützt die Bewohner*innen bei Verselbständigung und Persönlichkeitsentwicklung. Die Motivation zum „Durchhalten in der Ausbildung“ wird gefördert, bei Schwierigkeiten mit Schule oder Ausbildungsbetrieb stehen die Mitarbeitenden in den Einrichtungen beratend zur Seite. Kompetenzen im Umgang mit neuen Medien und auch die gesellschaftliche und politische Teilhabe werden in den Einrichtungen gefördert. Aspekte wie Willkommenskultur und Sprachförderung werden bei einer steigenden Zahl ausländischer Auszubildender immer wichtiger. Die Einrichtungen leisten einen wertvollen Beitrag für die individuellen Bewohner*innen aber auch für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und entlasten (Berufs-)Schulen und Unternehmen, die für viele drängende Belange der jungen Auszubildenden kaum Zeit finden.


Themen, die uns auf dem Herzen brennen, und bei denen auch Sie uns als Bundeswirtschaftsminister unterstützen können, gibt es viele. Immer noch ist das Angebot des sozialpädagogisch begleiteten Azubi- und Jugendwohnens viel zu unbekannt – die gemeinnützigen Einrichtungen können große Kampagnen, Beratungsstellen oder Strukturen zur Vernetzung kaum selbst tragen. Seine heterogene Struktur und Schnittstellen zu verschiedenen Rechtsbereichen machen es schwer, auf politischer Ebene Gehör zu finden. Das Förderprogramm „junges Wohnen“ in Kooperation von Bund- und Ländern ist beispielsweise ein guter Ansatz, um Investitionskosten auch für das Azubiwohnen zu fördern – in der Praxis sind die Hürden für unsere Einrichtungen des Azubi- und Jugendwohnens jedoch so hoch, dass kaum ein Haus Förderzugang finden wird.


Herzlich möchten wir Sie daher zu einem Austausch zum „Wohnen für Auszubildende“ einladen – am 25. und 26. November 2024 findet unsere Jahrestagung AUSWÄRTS ZUHAUSE, fast fußläufig zum Bundestag, im Hotel Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Berlin statt. Gerne stehen wir aber auch zu einem anderen Zeitpunkt für einen Austausch zur Verfügung – auch den Besuch einer Einrichtung des Azubi- und Jugendwohnens, etwa in Berlin oder Hamburg, würden wir gerne für Sie organisieren.


Weitere Informationen zum Angebot des Azubi- und Jugendwohnens bei KOLPING finden Sie z.B. auf unserer Website https://www.kolpinghaeuser.de/jugendwohnen oder auf der Website https://auswaerts-zuhause.de/. AUSWÄRTS ZUHAUSE ist die bundesweite und trägerübergreifende Initiative in Rechtsträgerschaft des VKH, an der rund 90 Azubi- und Jugendwohneinrichtungen mitwirken. Auf der Homepage kann bundesweit nach Standorten des Wohnens für Auszubildende gesucht werden.